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> David Eagleman : Inkognito. Die geheimen Eigenleben unseres Gehirns :
"Wenn wir genau verstehen würden, wie die Physik der Neuronen und ihrer Chemikalien funktioniert, wüssten wir dann etwas über den menschlichen Geist? Vermutlich nicht […] Das Gehirn ist nicht der einzige biologische Player, der Sie zu dem macht, was Sie sind. Das Gehirn befindet sich nämlich in konstantem Dialog mit dem Hormon-und Immunsystem, die so etwas wie ein erweitertes Nervensystem darstellen […, welches] wiederum untrennbar mit der chemischen Umgebung verbunden [ist…] Ausserdem sind Sie Teil einer komplexen sozialen Umwelt, die mit jeder Interaktion auf Ihre Biologie einwirkt und die Sie wiederum durch Ihre Handlungen beeinflussen können […] Das Gehirn ist nicht der Sitz des Geistes, sondern seinen Nabe. In aller Welt versuchen Wissenschaftler, den Zusammenhang zwischen dieser grauen Masse und der subjektiven Erfahrung eines Menschen zu verstehen, aber sie sind noch weit von einer Antwort entfernt. Deshalb sollten wir bei der Erforschung nach allen Seiten offen bleiben. Die Quantenmechanik kennt beispielsweise die Vorstellung des „Beobachters“: Wenn ein Beobachter den Aufenthaltsort eines Photons misst, dann sorgt er dafür, dass sich dieses Teilchen an einem ganz konkreten Ort aufhält, obwohl es sich eben noch an unendlich vielen möglichen Zuständen befand. Was bewirkt die Anwesenheit des Beobachters? Gibt es eine Art von Kommunikation zwischen dem menschlichen Geist und der Materie des Universums? […] Ich behaupte nicht, dass eine Verbindung zwischen der Quantenmechanik und dem Bewusstsein besteht. Aber ich behaupte, dass es eine solche Verbindung geben könnte und dass es nicht im Sinne von Forschung und Fortschritt ist, wenn wir diese Möglichkeit von vornherein ausschliessen. So wie der Kosmos grösser ist, als wir je ahnten, sind wir selbst grösser als wir aufgrund unserer Selbstwahrnehmung geahnt hätten [.] Unser Gehirn ist ein verwirrendes Meisterwerk, […es] ist das erstaunlichste was das Universum hervorgebracht hat. " (Eagleman 2011:255-258, 263, 174)
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